Sonntag, 27. Mai 2012

Die Guanchen

Der Begriff der Guanchen bezieht sich eigentlich auf die Ureinwohner der Insel Teneriffa, wurde aber schließlich auf die Urbevölkerung aller Inseln des kanarischen Archipels übertragen. Die Bedeutung der Bezeichnung klärt dies, heißt doch "guan" soviel wie Nachkomme, "chinech" wiederum bedeutet Teneriffa.
Die Siedler der einzelnen Inseln wiederum, die vermutlich von nordafrikanischen Berberstämmen abstammen, gaben sich Eigennamen wie "majoreros" oder "conejeros". Andere Thesen verorten Vorfahren der Guanchen in Frankreich, Portugal, und England, auch Parallelen zu mediterranen (Kreta) Fruchtbarkeitsidolen sind erkennbar.

Über die Guanchen ist, bis auf die Sagen und einige archäologische Relikte, nicht sehr viel bekannt, große Teile der überlieferten Informationen über sie entstammen der Wiedergabe von Chroniken aus der Zeit der frühen Eroberer im 15. Jahrhundert.
Kunst der Altkanarier bei La Zarza (nahe El Paso, La Palma)

Allerdings kann aufgrund der heute feststellbaren Gewohnheiten und kulturellen Unterschiede zwischen den Inseln davon ausgegangen werden, dass der Informationsaustausch zwischen den Eilanden nicht immer gut war - manche Funde kommen nur auf einzelnen Inseln vor, andere ähneln sich, so gibt es beispiel nur auf Gran Canaria Funde von Stempelinstrumenten - und dass die Inseln möglicherweise von (zufällig angetriebenen?) unterschiedlichen Stämmen besiedelt wurden. Hinweise darauf liefern voneinander abweichende Keramikfunde, sich unterscheidende Fruchtbarkeitssymbole, linguistische Besonderheiten in der Sprache der Inseln.

Andererseits gibt es viele (grundsätzlich aber zeittypische) Ähnlichkeiten, beispielsweise bei Bestattungsriten.
Einen entsprechenden Aufschluss erhält man im größten Fundreservoir der Kanaren, dem Museo Canario. Montags ist dort der Eintritt frei.
Mehr zu den prähistorischen Siedlern der Insel im nächsten Blogpost über die Guanchen - hier.

Samstag, 26. Mai 2012

Der 30.5. - Dia de las Canarias

Der „Dia de (las) Canarias“ – An diesem Tag, dem 30.05.1983, traf das Parlament der „autonomen Region Kanaren“ zum ersten Mal nach freier und geheimer Wahl in Santa Cruz de Tenerife zusammen, die Kanaren erhielten ihren Sonderstatus und das Recht, eine eigene Regierung zu bilden. An diesem Tag wurde schließlich die Erklärung zu Unabhängigkeit der Kanaren verabschiedet, das Parlament fand seinen Vorsitz in Pedro Guerra Cabrera. Am 10. August 1982, zehn Monate zuvor, wurde den Inseln dieses Recht von der spanischen Regierung zugestanden.

Die Canarios sind stolz auf ihren Status und widmen rund um den „Dia de (las) Canarias“ in vielen Geschäften ihren regionalen Produkten extra viel Raum. Außerdem werden auf allen Inseln landestypische Trachten getragen, es wird folkloristische Musik aufgespielt und die Insulaner besinnen sich auf den Stolz ihrer Herkunft. An diesem Tag ruht in der Regel das Geschäftsleben, er ist geprägt von kanarischer Kunst und Kultur.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Der Sand


Nein, Sand ist eigentlich als solcher nicht typisch kanarisch, zumindest nicht für jede Insel – aber auf einigen, da gibt es ihn in Massen, diesen besonderen Sand, um den sich die Legenden ranken, er werde aus der Sahara über das Meer geweht und lagere sich dann an den vulkanischen Küsten ab. Das tut er nicht.

Samstag, 19. Mai 2012

Es war einmal.....

..... ein Schiff, das jetzt nicht mehr ist. Nicht typisch kanarisch, dafür aber "typisch Fuerte" war über etwas mehr als ein Jahrzehnt hinweg der Anblick, den das Bild unten zweigt. Bis vor einigen Jahren konnte man vor der Westküste Fuerteventuras, in der Nähe von Ajuy an der Playa de Garcey, das Wrack des einstigen amerikanischen Luxusliners "American Star" sehen, das einen Tag vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs als SS America vom Stapel gelassen wurde.
Im Jahr 1994, bereits eine bewegte Geschichte und diverse Umbenennungen hinter sich, lief sie 1994 vor Fuerte auf Grund, im Dezember 2005 entstand dieses Bild - jetzt ist nichts mehr von ihr übrig.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Mandeln y Queso de Almendras

Landschaft bei Puntagorda mit einem Restchen Mandelblüte
Die Canarios lieben, wie fast alle Spanier, Mandeln sehr - nicht nur um die Weihnachtszeit, dann aber ganz besonders.
Aus den Mandeln, denen auf La Palma im Hauptanbaugebiet Puntagorda in den ersten beiden Jahresmonaten ein eigenes Mandelblütenfest gewidmet ist, machen die Kanarios in Kombination mit Eiern und (viel) Zucker die beliebten Nachspeisen Bien me sabe und den Queso de Almendros/ Almendras.
Die Mandeln der Kanaren sind

Montag, 14. Mai 2012

Cesar Manrique - typisch kanarische Kunst

Cesar Manrique, dem "Hauskünstler" der Kanaren, ist viel zu verdanken - er verschrieb sich dem Landschaftsschutz und sorgte unter anderem auf Lanzarote dafür, dass die Insel werbefrei ist udn bleibt. Manriques Idee war es, einen den Inseln und der Landschaft angepassten Architekturstil zu etablieren und eine Form des sanften Toursimus für die Kanaren zu erreichen. Große Betonklötze waren ihm mehr als nur ein Dorn im Auge und nach wie vor wird aufgrund seines verhindernden Einflusses in der Tourismusindustrie spekuliert, ob sein Tod

Samstag, 12. Mai 2012

Mojo rojo

Mojo rojo - wer sie kennt, lässt jeden Ketchup für sie stehen. Typischer und kanarischer geht es fast nicht.
Dabei gibt es unterscheidliche Zubereitungsarten und Geschmacksausprägungen und der Name der jeweiligen Soße bezieht sich tatsächlich in erster Linie auf die Farbe.

Mojo rojo wird, ebenso wie die "Schwestersoße" Mojo Verde, zu fast allem gegessen, was nicht süß ist. Die beiden Saucen werden als beliebte Würze zu den inseltypischen Papas arrugadas ebenso gerne gegessen wie zu Gegrilltem, gerne aber auch einfach als Tunke zum Brot.

(Ein) Rezept der Mojo Rojo - scharf

  • Vier Cocktailtomaten (wahlweise Tomatenmark, auch ergänzend)
  • Petersilie (fein gewiegt, zwei Stengel)
  • zehn Pimienta (kleine kanarische rote Pfefferschoten), klein geschnitten
  • acht Knoblauchzehen
  • Meersalz
  • Pulver der roten Paprika (1 EL)
  • zum Abschmecken: Thymian, Cumin, Oregano
  • zum Anmischen: 200ml EL Olivenöl, wenn gewünscht, die gleiche Menge Weißweinessig und Weißbrot zum Andicken
Die Tomaten häuten, mit den Pimienta in einem Mörser stampfen oder in einen Mixer geben, Salz, Kräuter und Gewüre hinzu geben und das Olivenöl langsam in die dann entstandenen Masse geben. Je nach Geschmack den Weißweinessig nachgießen und die Weißbrotstückchen dann nach Bedarf und Belieben hinzu geben, bis die Sauce die gewünschte Konsistenz hat.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Meeressäuger - Wale und Delfine

Delfine vor der Küste Gran Canarias - Ablegehafen Puerto Rico


So typisch kanarisch die Feuergeburt der Inseln und der Ursprung des kanarischen Archipels aus dem vulkanischen Geschehen heraus ist, so unmittelbar gehört das Element des Wassers zu ihnen. Die unzähligen Meeressäuger vor den Küsten der Inseln zum Leben auf den Kanaren, die diese Region bevölkern, gelten als besonders schützenswert, weswegen die Regierung der Inseln den Tieren bis zum Jahr 2010 noch ein eigenes Museum auf Lanzarote in Puerto Calero gewidmet hatte. Offenbar aus Kostengründen musste die didaktisch sehr gut aufbereitetet Ausstellung schließen.



Die Ausstellung hat ihren Anlass im Vorkommen von an die 30 Wal- und Delfinarten auf dem kanarischen Archipel.
Regelmäßig durchqueren Wal- und Delfinherden die Gewässer, die die geographische Schnittstelle der Inseln ausnutzen. Das Archipel ist aufgrund seiner Lage eine Art  Mehrfachbiotop und zieht sowohl Spezies an, die die wärmeren, tropischen Gewässern bevorzugen, als auch diejingen, die sich sonst eher in kühleren Regionen aufhalten. 
Einige Arten befinden sich quasi auf der ganzjährigen Durchreise, andere haben ihren festen Standort vor den Inseln  und haben sich auch an die Besucherströme gewöhnt, die zur Beobachtung aufs Meer hinaus fahren.
Die Regierung hat durch die Anforderung an die Whale-guides, eine fachkundige Tour bieten zu müssen, die die Besucher mit adäquaten Informationen zu den Tieren versorgt und das Bewusstsein für das gefährdete Ökosystem Meer schärft, einen wichtige Schritt getan, um durch unvorsichtige Kapitäne und unkundiges Personal mehr Schaden als Nutzen, vor allem für die Tiere, zu verhindern.
Dennoch herrscht nach wie vor von Seiten der Meeresbiologen Kritik gegenüber den Touren vor, denn in der Hauptsaison sind für die Tiere zu viele Schiffe auf den Gewässern, was die Meeressäuger verstört, die Populationen durch den ansteigenden Stress reduziert und die Einzeltiere krank macht. Zudem beachten nach wie vor einige Kapitäne den Mindestabstand zu den Tieren nicht, was immer wieder zu Unfällen führt.


Montag, 7. Mai 2012

Krippen - Belen

Zur Weinhachtszeit hat jeder Ort auf den Kanaren seine eigene Krippe, die nicht selten Motive aus dem landwirtschaftlichen und kulturellen Leben der jeweiligen Insel und/ oder Stadt mit verarbeitet.
Je nach Größe werden die Szenen bepflanzt, das inseltypische Ambiente, wie beispielsweise in der Krippe in Yaiza, Lanzarote, die die Salzgewinnung thematisiert, mit in die Szenerie integriert. Die Krippe im Hafen von Arrecife, die im Video unten ebenso zu sehen ist wie die Tonkrippe von Mazo auf La Palma (und viele andere), ist beispielsweise in ein Fischereiszenario gebettet, mit Fangnetzen, Rudern und Boot ausgestattet.
Andere Krippen sind liebevoll bepflanzt, greifen architaktonische Merkmale wie den Mudjarstil auf und versetzen die Geburt Jesu in Landschaft der Kanaren.

Bereits im Oktober treffen sich alle Krippenbauer, meist die Männer des Ortes, und gestalten die großen Panoramen - kleinere Krippen werden teils von einzelnen Künstlern erschaffen.

La Oliva - Fuerteventura

La Oliva - Fuerteventura

La Oliva Fuerteventura

Mehr Krippen gibt es hier:

Sonntag, 6. Mai 2012

Wasser marsch

Oder eben nicht Wasser.....
Obwohl die Inseln von Wasser umgeben sind, ist das Thema Trinkwasser immer wieder ein großes, das auch den Tourismus (glücklicherweise!) nicht verschont.
Lediglich La Palma und La Gomera verfügen über Dauergewässer, was Bäche, Flüsse und Seen mit einschließt.
Auf Gran Canaria und Teneriffa sammelt sich saisonal Wasser in Stauseen, allerdings sank und sinkt das Grundwasser auf allen Inseln (wo überhaupt vorhanden) aufgrund der exzessiven Plantagenbewirtschaftung vor allem der Bananen.
Die Inseln, die über einen höher gelegene Oberfläche und entsprechende vegetation verfügen, helfen sich ein Stück weit selbst: die in die Höhe ragenden Bäume "melken" die von Osten her an die INseln drängenden Passatwolken und führen dem Erdreich so mehr Wasser zu als die Pflanze unmittelbar verbraucht - eine vergleichsweise üppige Vegetation ist deswegen in den höher gelegenen Regionen Gran Canarias, La palmas, La Gomeras, El Hierros und Teneriffas durchaus trotz Grundwassermangels typisch. Lanzarote und Fuerteventura verfügen nicht nur über kein grundwasser, ihnen fehlen auch die höher gelegenen Regionen, an denen sich Wolken abregnen könnten - umso mehr sind sie auf Alternativen der Wassergewinnung angewiesen.

Samstag, 5. Mai 2012

Volle Windkraft voraus

Während hierzulande noch über den Einsatz von Windenergie und mögliche daraus erwachsende Kapitalerträge gestritten wird, gehören die weißen Windräder auf den Kanaren bereits zum Landschaftsbild – ohne, dass jemand daran wirklich Anstoß nimmt.

Der Parque Eolico auf Lanzarote, der gewissermaßen die Insel krönt, der Windpark von Arinaga auf Gran Canaria und die drei Energie-Parks auf Teneriffa seien nur als Beispiele genannt.
Neben der Autarkie, die die Windkraft den Inseln vom Festland verspricht, sorgt sie neben einer deutlich geschonten Umwelt (dank des Verzichts auf Dieselkraftwerke) auch für ein ansehnliches Zusatzeinkommen für

Freitag, 4. Mai 2012

Möwen - Beziehungskrise

Manchmal kann man auf den Kanaren auch nur zuschauen - auch das ist typisch kanarisch: Siesta - und aufs Wasser schauen....




Donnerstag, 3. Mai 2012

Steinmännchen machen Steinhäufchen

Wer zum ersten Mal auf den Kanaren, insbesondere im Süden Fuerteventuras, ist, wird sich fragen, was es mit den seltsamen Steinhäufchen auf sich hat, die man mit Phantasie auch als Pyramide bezeichnen kann. Nein, es handelt sich hierbei nicht um Nachrichten aus dem All, auch nicht um die Tat liebeskranker Hirten, die sich die Zeit vertreiben wollen - und es sind auch keine reinen Naturwunder, die der Schwerkraft trotzen - selbst, wenn man dies gerne hätte.
Die romantische Vorstellung, das Relikt eines jahrtausendlangen Erosionsprozesses von Sonne, Wind und Meer vor sich zu haben, hat schon etwas. Auch die Geschichte vom armen Bäuerlein, der sein Feld mühselig von Steinen befreit, diese zu Ehren Gottes - obwohl er sehr wütend über den steinigen Boden ist - am Rand kunstvoll aufschichtet  und am Ende angekommen von vorne beginnen muss, ist eine nette Idee.

Dienstag, 1. Mai 2012

Papas arrugadas - Geschichte und Rezept


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Typisch für alle Inseln der Kanaren ist das heimliche Nationalgericht, das eng mit der Geschichte von Kolumbus verbunden ist: Papas arrugadas, die in Salzwasser (eigentlich Meerwasser) gekochten Runzelkartoffeln. In ihrer Einfachheit nicht zu übertreffen – und dennoch wohlschmeckend und für alle Altersgruppen, bezahnt oder unbezahnt, geeignet – sind die Papas arrugadas Zeugen der kanarischen Geschichte. Man darf getrost davon ausgehen, dass die Kanarier mit die ersten Europäer waren, die das knollige Importgut aus der neuen Welt testen durften, diente doch das kanarische Archipel als letzte europäische „Versorgungsstation“ (und Top-Umschlagsplatz im später folgenden Sklavenhandel….) vor dem endgültigen Aufbruch der spanischen Armada über den Atlantik. Logischerweise war es insofern auch der erste Anlaufpunkt auf dem Weg von Amerika zurück zum Königreich, und wenngleich die Erdäpfel wahrscheinlich als geldwertes Geschenk ans spanische Königshaus eingelagert waren, lässt die Phantasie es offen, ob nicht ein paar verräterische Mitmatrosen in ihnen die ideale Erweiterung des Nahrungsangebots zum Gofio in ihnen entdeckt haben und sie von Bord geschmuggelt haben. Weniger kriminell haben möglicherweise einfach ein paar angeschimmelte Bordabfälle an der Küste vor Gran Canaria gekeimt…..