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Montag, 30. Dezember 2013

Die Altkanarier - Leben in Höhlen und Steinhäusern

 Die Guanchen

Wie viele der ursprünglichen prähistorischen Kulturen suchten sich die Altkanarier (Guanchen - hier mehr zu Herkunft und Kultur) erhabene Orte zum Siedeln aus. Sie hatten den Vorteil, erstens nahe an den (mutmaßlich) verehrten Gottheiten zu sein (entweder am Himmel, am Meer oder am Feuer - auf der Lavainsel) und zweitens in der Regel aufgrund der Höhe eine entsprechende Übersichtlichkeit mit sich zu bringen.
So waren sie dem Hauptgott Acoran oder Achamán besonders nah.

Cuatro Puertas, 2013


 Die kanarische Steinzeit - alles vor dem Spätmittelalter!

Die Prä-Historie allerdings unterscheidet sich doch allein aufgrund der zeitlichen Spanne von der "Steinzeit" auf dem Kontinent, denn als es dort bereits die Entdeckung der Metalle gab, die den Stein als Werkzeug ablöste, lagen die kanarischen Inseln mitten im Atlantik fernab von Erzvorkommen.
Allein deswegen dauerte die kanarische Steinzeit wesentlich länger als anderswo. Und sie setzte auch viel später ein - vor höchstens 3000 Jahren. Zu einer Zeit, als sich auf dem Kontinent bereits alles im Umbruch zur Bronzezeit, also den ersten Legierungen, befand. Zu einer Zeit, in der man die ersten halbfesten Behausungen baute - als Beispiel sei die jungsteinzeitliche Pfahlbausiedlung am Bodensee genannt.
Bild aus dem Museo Canario, 2013


Zu einer Zeit, als Ötzi bereits im ewigen Eis verschollen war - zu dieser Zeit begann also (frühestens) die "prähistorische"  Besiedlung der kanarischen Inseln, deren Bewohner gefangen in dieser auf den Stein gestellten Kulturgrundlage waren.
In anderen Worten blieben sie in der Zwangssteinzeit, allerdings nur was das Material angeht.
Kulturell und vor allem, was das Sozialleben angeht, waren die Altkanarier den Festland-Menschen bis teilweise ins Mittelalter sehr weit voraus: Frauen konnten Machtpositionen  übernehmen, die Gemeinschaften erschufen eine Art ethisch-soziales System, in dem diejenigen, die sich besonders untadelig verhalten hatten, in entsprechende Entscheidungs- und Machtpositionen aufsteigen konnten.
Vielleicht sorgt das noch vorhandene Erbmaterial im Blut der heutigen Canarios deswegen dafür, dass man sich hier so wohl fühlen kann - es sollen zwischen 40 und 75 % der Canarios entsprechende urverwandtschaftliche Beziehungen haben.

Wo lebt man als Sippe?

Das Familien- und Sippenleben spielte sich in der Regel in natürlichen oder künstlichen Höhlen ab,  nach wie vor leben einige Kanarier in den Höhlen, auf Gran Canaria im Barranco de Guayadeque.


Wo keine Höhlen waren oder sich sinnvoll aus dem Stein herausarbeiten ließen, entwickelten die Guanchen Steinhäusern, die den windigen und strahlungsreich liegenden Inseln entsprochen haben.
Diese hatten, wie auf der Schautafel unten erkennbar, der Landschaft und ihrem Zweck angepasste Formen.


Schautafel zu den Hondas piedras in Las Palmas, Museo Canario

Eine hochinteressante Ausgrabung legt in Galdàr, dem nördlichen Guanchen-Königreich auf Gran Canaria, noch weitere Steinhäuser frei. Auf dem archäologischen Rundgang rund um die ältesten erhaltenen und restaurierten Wandmalereien in der "Cueva Pintada" lässt sich die Siedlungsdimension, Struktur und Organisiertheit der "Spätsteinzeitler" auch für Laien gut nachvollziehen.
Ein Mitschnitt des dortigen Videos (in entsprechend schlechter Qualität, dennoch inhaltlich hoffentlich erhellend) gibt Einblick in die Steinhaus-Kultur der Altkanarier.

Sonntag, 27. Mai 2012

Die Guanchen

Der Begriff der Guanchen bezieht sich eigentlich auf die Ureinwohner der Insel Teneriffa, wurde aber schließlich auf die Urbevölkerung aller Inseln des kanarischen Archipels übertragen. Die Bedeutung der Bezeichnung klärt dies, heißt doch "guan" soviel wie Nachkomme, "chinech" wiederum bedeutet Teneriffa.
Die Siedler der einzelnen Inseln wiederum, die vermutlich von nordafrikanischen Berberstämmen abstammen, gaben sich Eigennamen wie "majoreros" oder "conejeros". Andere Thesen verorten Vorfahren der Guanchen in Frankreich, Portugal, und England, auch Parallelen zu mediterranen (Kreta) Fruchtbarkeitsidolen sind erkennbar.

Über die Guanchen ist, bis auf die Sagen und einige archäologische Relikte, nicht sehr viel bekannt, große Teile der überlieferten Informationen über sie entstammen der Wiedergabe von Chroniken aus der Zeit der frühen Eroberer im 15. Jahrhundert.
Kunst der Altkanarier bei La Zarza (nahe El Paso, La Palma)

Allerdings kann aufgrund der heute feststellbaren Gewohnheiten und kulturellen Unterschiede zwischen den Inseln davon ausgegangen werden, dass der Informationsaustausch zwischen den Eilanden nicht immer gut war - manche Funde kommen nur auf einzelnen Inseln vor, andere ähneln sich, so gibt es beispiel nur auf Gran Canaria Funde von Stempelinstrumenten - und dass die Inseln möglicherweise von (zufällig angetriebenen?) unterschiedlichen Stämmen besiedelt wurden. Hinweise darauf liefern voneinander abweichende Keramikfunde, sich unterscheidende Fruchtbarkeitssymbole, linguistische Besonderheiten in der Sprache der Inseln.

Andererseits gibt es viele (grundsätzlich aber zeittypische) Ähnlichkeiten, beispielsweise bei Bestattungsriten.
Einen entsprechenden Aufschluss erhält man im größten Fundreservoir der Kanaren, dem Museo Canario. Montags ist dort der Eintritt frei.
Mehr zu den prähistorischen Siedlern der Insel im nächsten Blogpost über die Guanchen - hier.

Samstag, 26. Mai 2012

Der 30.5. - Dia de las Canarias

Der „Dia de (las) Canarias“ – An diesem Tag, dem 30.05.1983, traf das Parlament der „autonomen Region Kanaren“ zum ersten Mal nach freier und geheimer Wahl in Santa Cruz de Tenerife zusammen, die Kanaren erhielten ihren Sonderstatus und das Recht, eine eigene Regierung zu bilden. An diesem Tag wurde schließlich die Erklärung zu Unabhängigkeit der Kanaren verabschiedet, das Parlament fand seinen Vorsitz in Pedro Guerra Cabrera. Am 10. August 1982, zehn Monate zuvor, wurde den Inseln dieses Recht von der spanischen Regierung zugestanden.

Die Canarios sind stolz auf ihren Status und widmen rund um den „Dia de (las) Canarias“ in vielen Geschäften ihren regionalen Produkten extra viel Raum. Außerdem werden auf allen Inseln landestypische Trachten getragen, es wird folkloristische Musik aufgespielt und die Insulaner besinnen sich auf den Stolz ihrer Herkunft. An diesem Tag ruht in der Regel das Geschäftsleben, er ist geprägt von kanarischer Kunst und Kultur.

Dienstag, 1. Mai 2012

Papas arrugadas - Geschichte und Rezept


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Typisch für alle Inseln der Kanaren ist das heimliche Nationalgericht, das eng mit der Geschichte von Kolumbus verbunden ist: Papas arrugadas, die in Salzwasser (eigentlich Meerwasser) gekochten Runzelkartoffeln. In ihrer Einfachheit nicht zu übertreffen – und dennoch wohlschmeckend und für alle Altersgruppen, bezahnt oder unbezahnt, geeignet – sind die Papas arrugadas Zeugen der kanarischen Geschichte. Man darf getrost davon ausgehen, dass die Kanarier mit die ersten Europäer waren, die das knollige Importgut aus der neuen Welt testen durften, diente doch das kanarische Archipel als letzte europäische „Versorgungsstation“ (und Top-Umschlagsplatz im später folgenden Sklavenhandel….) vor dem endgültigen Aufbruch der spanischen Armada über den Atlantik. Logischerweise war es insofern auch der erste Anlaufpunkt auf dem Weg von Amerika zurück zum Königreich, und wenngleich die Erdäpfel wahrscheinlich als geldwertes Geschenk ans spanische Königshaus eingelagert waren, lässt die Phantasie es offen, ob nicht ein paar verräterische Mitmatrosen in ihnen die ideale Erweiterung des Nahrungsangebots zum Gofio in ihnen entdeckt haben und sie von Bord geschmuggelt haben. Weniger kriminell haben möglicherweise einfach ein paar angeschimmelte Bordabfälle an der Küste vor Gran Canaria gekeimt…..