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Samstag, 28. Dezember 2013

Ausfahrten zur Delfinschau: die Spirit of the Sea

So reduziert die Landfauna auch ist, so reichhaltig zeigt sich das Leben vor der Küste der Kanaren.
Ein entsprechendes Urlaubsvorhaben sollte sein, sich diese unter kundiger Führung genauer anzuschauen, wozu sich Bootstouren zu entsprechenden vorgelagerten Küstenabschnitten eignen.
Wichtig ist dabei, auf den Anbieter zu achten, denn nur zertifizierte Ausflugsboote geben die Garantie dafür, behutsam mit den großteils bedrohten Arten wie dem Rundkopfdelfin umzugehen. Die Crew ist außerdem geschult, die Aufenthaltsorte der Tiere zu erkennen und bietet "Ersatz", wenn keine Delfine oder Wale gesichtet werden. Doch dazu gleich mehr.
Der Glasbodenkatamaran Spirit of the Sea zählt zu den bekannteren Ausflugsbooten (Ablegen an der Puerto Base, Ankunft gut eine halbe Stunde früher, um die langen Schlangen aus dem Bus zu vermeiden und deren Ankunft bereits von Deck aus zu genießen) und genießt nicht zu Unrecht einen tadellosen Ruf.


Große Tümmler 2011 vor Gran Canaria

The Spirit of the Sea - fachkundige Ausflüge

Nach zweimaliger Erprobung kann ich die "Spirit-of-the-Sea", die in Puerto Rico de Gran Canaria ablegt, wärmstens empfehlen.
Die Crew kennt sich mit den Meeressäugern aus, beantwortet entsprechende Fragen und ist grundsätzlich ganz dem Service-Gedanken verschrieben.
Die Spirit of the Sea ist ein von der kanarischen Umweltbewhörde zertifitziertes Ausflugsboot, das Schaufahrten und Badeaufenthalte vor der Küste Gran Canarias anbietet.
Zum Preis von 23.40 bis 28 Euro pro Erwachsenem (je nachdem, wo man bucht - Internet, Regelpreis oder Reiseleitung) und 13 - 17 Euro pro Kind (ab drei Jahrten) erhält man nebst zwei- oder dreistündiger Tour (einmal mit, einmal ohne Badeaufenthalt) die Garantie, tierschonend Delfine oder Wale zu Gesicht zu bekommen. Wie das geht? Nun, sieht man keine, fährt man zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit - umsonst. Ebenfalls gratis sind auch die alkoholfreien Getränke an Bord und, wenn man etwas Glück hat, auch ein kleiner Snack - unschlagbar aber auf jeden Fall die Stimmung, die Sandro verbreitet, von der sich manch semi-professioneller Schmalspuranimateur etwas abschneiden könnte.
Dass das die Wiederholungsgarantie kein Verkaufsgag ist, konnten wir bei unserem aktuellen Urlaub erfahren: die frühe Weihnachtsfahrt brachte zwar jede Menge Sonne an Deck mit sich, aber auch eine spiegelglatte und delfinfreie See.
Zwei Tage später sahen wir dann die Rundkopfdelfine, nur kurz, denn da die Tiere zu einer geschützten Art gehören, will man sie nicht zu lange beanspruchen, dafür war der Rest der Fahrt dann aber umso schöner.
 

Rundkopfdelfine am 27.12.2013

Schließlich hatten wir gewissermassen doppelten Erfolg, denn auf der Weihnachtsfahrt waren wir "Fliegenden Fischen" begegnet.

Sie flitzen immer wieder von unten kommen durchs Bild, sind aber schlecht erkennbar:
 

Und in einer deutlich professionelleren Version - aber eben nicht original von den Kanaren ;-)

 

Sonntag, 29. Juli 2012

Nicht nur kanarisch: Der Kanarienvogel

Nunja, so ganz stimmt es nicht, dass der Kanari nicht kanarisch ist - aber er ist eben, so wie wir ihn kennen, nicht "typisch kanarisch", sondern festlandeuropäisch. Genau genommen sogar deutsch. Aber eins nach dem anderen. Die Vorfahren des quietschgelben Kanarienvogels, der den meisten Kindern vor allem als "Kanari" aus Janoschs "Schnuddel-Büchern" bekannt sein dürfte, stammen durchaus von den Kanaren, bzw. und/auch der Inselgruppe der Azoren. Als ich vor ein paar Jahren auf La Palma unter einem riesigen Baum in der Dorfmitte eines kleine Ortes an der Westküste war, schien dieser Baum vor Gezwitscher und Flügelschlagen nahezu zu zittern - es klang nach dem, was ich mir unter Kanariengezwitscher vorgestellt hatte, allerdings war weit und breit kein "Gelb" zu sehen. Das liegt daran, dass die Ursprungsform desjenigen Vogels, den wir mit dem "Kanarienvogel" identifizieren, eher unscheinbar grau-grün ist (und folglich farblich auch als Schwarm im Blätterwerk des Riesenbaumes unterging). Der Name des eigentlich, unverzüchteten und nicht-domestizierten Kanarienvogels ist "Serinus Canaria". Er ist der Vorgänger des heutigen Kanarienvogels und fand seinen Weg aufs Festland nicht aus eigener Flügelkraft, sondern, wie so vieles andere, das den Seeweg zwischen den Inseln und dem Festland zu bewältigen hatte, auf einem Schiff Ende des 15 Jahrhunderts hin zum spanischen Königshof. Von dort aus avancierte das wohklingende Vögelchen schnell zum Statussymbol adliger Damen, die sich an seinem Gesang erfreuten und die Tierchen gegen aufkommende Langweile nutzten. Aufgrund seiner Beliebtheit entwickelte sich ein eigener Handels- und Zuchtzweig, der die Ausbreitung der Tiere auf dem europäischen Festland begünstigte und letztlich zur Vermehrung und zur Züchtung führte, die, wie sollte es anders sein, im Laufe der Jahrhunderte und königreichsübergreifend zwischen England, Frankreich, Deutschland und Spanien auch die ersten Mutationen zutage brachte. Das Optimum zwischen idealre Farbzucht und idealer Sangeskraft entwickelte sich schließlich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts mittels der neu gewonnenen (und weiter professionelisierten) Erkenntnisse aus der Vererbungslehre. Zwischen dem ursprünglichen Serinus Canaria und dem heutigen Kanarienvogel liegen also nicht nur ein großes Meer, sondern auch knapp 500 Jahre Zucht. Zuhören kann man ihnen trotzdem ganz wunderbar, am liebsten irgendwann im Winter auf einer der Inseln des kanarischen Archipels....

Samstag, 23. Juni 2012

Cochenille - oder: warum Lippenstift Vegetariern Probleme macht

Hätte man mir als Kind erzählt, dass es außer dem Flohzirkus, den ich zwar nie gesehen habe, dessen Existenz ich aber für glaubwürdig hielt, auch Läuse-Bauern gibt, wäre ich begeistert gewesen und hätte mir ein Gespann vorgestellt, vor das ein armes kanarisches Bäuerlein zwei dicke Läuse gespannt hat, um den sonnengedörrten Boden zu durchpflügen. Wie enttäuscht wäre ich gewesen, die Läusefarmen zu sehen, die mich als Erwachsene heutzutage bewundern lassen, woran ich dereinst wohl nur vorübergelaufen wäre: graue, häßliche Schleier (siehe Bild, mittig), der sich über die Opuntienkakteen, die Wirtspflanzen und Läusenahrung, - aus ihnen entsteht ein wunderbares Rot - und nicht nur das. Je nach Kombination mit metallischen Elementen oder Säure kann aus dem "Läuserot" auch schwarz, braun oder schimmernd tief-violett. Jeder, der das durchdringende Camparirot kennt, die knalligen Rottöne, die Rouge verursacht, das klare Rot der urchristlichen Ostereier (wie sie auch auf den Inseln noch verwendet werden), weiß, was das Rot der Cochenilleschildlaus für eine Leuchtkraft hat.

Kakteenfarm auf Lanzarote nahe des Jardin de Cactus bei Guatiza (Lanzarote)

Wie also kommt das Rot in den Campari?

 die getrockneten Schildläuse werden, nachdem sie von den opuntien abgekratzt wurden, gemahlen - in den Körpern der weiblichen läuse befindet sich eine hohe Anreicherung an Karmin, dem roten Farbstoff. Dieser ist mit dem Zusatzstoffkürzel E120 gekennzeichnet, wenn er sich in Lebensmitteln befindet - in der Kosmetikindustrie wird er, beispielsweise in der Lippenstiftproduktion, in Deutschland nicht separat ausgewiesen, was vor allem für strikte Vegetarier und Moslems, denen der Verzehr von Insekten als unrein verboten ist, problematisch sein kann.

Stellenwert und Anbau

Zwar ist der Farbstoff mittlerweile vielerorts durch chemische Ersatzprodukte substituiert worden, da die Karminsäure aber zu den lichtbeständigsten und am längsten haltbaren und stabilen Farbstoffe gehört, der flexibel für alle Färbeprozesse verwendbar ist, wird er mit Sicherheit nie ganz als Wirtschaftsprodukt verschwinden.

An der Ostküste Lanzarotes in der Region um Mala gibt es Farmen der Cochenille-Kakteen, die sich bis an den Meeressaum erstrecken, auch auf Fuerteventura, La Palma und den anderen Eilanden findet man die dickfleischigen Feigenkakteen (ja, die, von denen auch die Kaktusfeigen stammen, die man besser nur mit einem dicken Paar Handschuhe anpackt), die den Cochenille-Läusen als Nahrung dienen.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Färberhandwerk auf den Inseln beheimatet, insbesondere, weil sich mit der Seidenproduktion (zu der es auf La Palma in El Paso ein kleines und sehr feines Museeum gibt) beide für exquisite und ästhetisch schöne Stoffe notwendige Rohmaterialien ohne lange Handelswege auf engstem Raum beieinander befanden.
Mit Cochenille handgefärbte Seide in allen Rottönen - Handwerkermarkt in Haria (Lanzarote)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Meeressäuger - Wale und Delfine

Delfine vor der Küste Gran Canarias - Ablegehafen Puerto Rico


So typisch kanarisch die Feuergeburt der Inseln und der Ursprung des kanarischen Archipels aus dem vulkanischen Geschehen heraus ist, so unmittelbar gehört das Element des Wassers zu ihnen. Die unzähligen Meeressäuger vor den Küsten der Inseln zum Leben auf den Kanaren, die diese Region bevölkern, gelten als besonders schützenswert, weswegen die Regierung der Inseln den Tieren bis zum Jahr 2010 noch ein eigenes Museum auf Lanzarote in Puerto Calero gewidmet hatte. Offenbar aus Kostengründen musste die didaktisch sehr gut aufbereitetet Ausstellung schließen.



Die Ausstellung hat ihren Anlass im Vorkommen von an die 30 Wal- und Delfinarten auf dem kanarischen Archipel.
Regelmäßig durchqueren Wal- und Delfinherden die Gewässer, die die geographische Schnittstelle der Inseln ausnutzen. Das Archipel ist aufgrund seiner Lage eine Art  Mehrfachbiotop und zieht sowohl Spezies an, die die wärmeren, tropischen Gewässern bevorzugen, als auch diejingen, die sich sonst eher in kühleren Regionen aufhalten. 
Einige Arten befinden sich quasi auf der ganzjährigen Durchreise, andere haben ihren festen Standort vor den Inseln  und haben sich auch an die Besucherströme gewöhnt, die zur Beobachtung aufs Meer hinaus fahren.
Die Regierung hat durch die Anforderung an die Whale-guides, eine fachkundige Tour bieten zu müssen, die die Besucher mit adäquaten Informationen zu den Tieren versorgt und das Bewusstsein für das gefährdete Ökosystem Meer schärft, einen wichtige Schritt getan, um durch unvorsichtige Kapitäne und unkundiges Personal mehr Schaden als Nutzen, vor allem für die Tiere, zu verhindern.
Dennoch herrscht nach wie vor von Seiten der Meeresbiologen Kritik gegenüber den Touren vor, denn in der Hauptsaison sind für die Tiere zu viele Schiffe auf den Gewässern, was die Meeressäuger verstört, die Populationen durch den ansteigenden Stress reduziert und die Einzeltiere krank macht. Zudem beachten nach wie vor einige Kapitäne den Mindestabstand zu den Tieren nicht, was immer wieder zu Unfällen führt.