Samstag, 28. April 2012

Alles Banane?

Ganz besonders typisch kanarisch schmeckt das exotische Obst, das auf einigen Inseln des kanarischen Archipels angebaut wird - Mangos, Papayas, vor allem aber die Platano, die kanarische Banane, die - vor Ort verspeist - mit den hier im Festlandeuropa erhältlichen, nachgereifeten südamerikanischen Schwestern fast nicht vergleichbar ist.
Einzelexemplar in einer Hotelanlage: No Chiquita - Si Canaria!


Ihre Konsistenz ist deutlich fester, der Geschmack intensiver - bananiger! - und man darf annehmen, dass bei der Herstellung künstlichen Bananenaromas die kanarische Banane Patin gestanden hat. Besser geht nicht, was sich aber nicht auf ihr Äußeres bezieht, denn dieses hat, ganz dem Aschenputteleffekt folgend, eher unscheinbare bis abstoßende Wirkung auf den Betrachter. Sie ist kleiner, dicker, weniger gelb und nicht selten von natürlichen Schildlaushinterlassenschaften bedeckt - schwärzliche Punkte und Flecken, die nicht an oberster Stelle ästhetischer Eindrücke auf den Kanaren stehen dürften. Nichtsdestrotrotz: die kanarische Plàtano ist voller natürlicher Wertstoffe wie Vitamin B und Tryptophan, sie hat die Sonne gespeichert und ist mit Sicherheit eines der günstigsten, wohlschmeckendsten und sinnvollsten Nahrungsergänzungsmittel.

Aber sie hat es schwer, die kleine Canaria, denn sie ist nicht immer und überall gern gesehen. Sie passt beispielsweise nicht in die DIN-Normen für Bananen: zu klein, zu hässlich, zu wenig krumm...
Und sie macht Probleme:
Zum einen ist ihre Herstellung, anders kann man den monokulturellen Anbau in bestimmten Regionen La Palmas und Gran Canarias nicht nennen, nur durch Subventionen durch die EU gewährleistet.
Blick von Tazacorte nach Puerto de Tazacorte
 
Ihr Anbau verbraucht viel Süßwasser, die Plantagen ziehen Ungeziefer an, der Transport ist schwer, da die Frucht sehr druckempfindlich ist - kurz: ob und wie lange es diese Frucht in dem bisherigen Ausmaß auf den Canaren noch geben kann, ist ungewiss. Letztlich ist daran aber (auch) die Überkultivierung mit Schuld - weniger wäre vielleicht mehr gewesen....aber die Canarios arbeiten daran: sie bemühen sich, die Schädlingsbekämpfung auf natürlichem Wege vorzunehmen.

Den europäischen Markt betreffend, scheint die Konkurrenz aus Übersee noch andere Vorteile zu haben - sie bildet ihre Früchte in der Hälfte der Zeit, verträgt längere Transportwege... und ihr Anbau ist auch aufgrund unfairer Arbeitsbedingungen jenseits des Atlantiks deutlich kostengünstiger.
Aber: aktuell (Frühjahr 2012) läuft eine Kampagne des kanarischen Landwirtschaftsministeriums, die die Plàtano auch in Deutschland "gesellschaftsfähig" machen soll - man darf gespannt sein!

Weitere Gedanken zur Platano macht man sich auch bei Brigitte.

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